Sitzung: 21.09.2022 Rat der Samtgemeinde Oderwald
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Enthaltungen: 1
Vorlage: SG-XI/048/2022
Bei einer Enthaltung fasst der Rat der Samtgemeinde Oderwald mehrheitlich
folgenden
Beschluss:
- Die Samtgemeinde Oderwald unterstützt
den nachfolgenden Appell der Region 2022 zur Ablehnung eines
Atommülllagers Schacht Konrad:
„Nach
dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik scheidet für uns Schacht Konrad
als Lagerstätte für Atommüll aus! Denn der Schacht ist ein ehemaliges
Gewinnungsbergwerk, liegt in einer wasserführenden Schicht und ist
nicht-rückholbar konzipiert. Zu Konrad wurden keine Standortalternativen für
die Entsorgung des sogenannten schwach- und mittelradioaktiven Abfalls geprüft.
Schacht Konrad wäre nach den heutigen Anforderungen an die sichere Lagerung von
radioaktiven Abfällen für eine Million Jahre nicht mehr genehmigungsfähig.
Im
Mai 2021 haben die Umweltverbände BUND und NABU gemeinsam mit dem Bündnis
„Salzgitter gegen Schacht KONRAD" einen Antrag auf Rücknahme bzw. Widerruf
des Planfeststellungsbeschlusses eingereicht. Vorausgeschaltet war das
Gegenvotum der Stadt Salzgitter zur Endlagerung im Schacht Konrad. Trotzdem
wird das alte Eisenerzbergwerk weiter zu einem Atommülllager ausgebaut und bis
2027 sollen weitere Milliarden Euro dafür ausgegeben werden.
Vor
diesem Hintergrund fordern wir als Region von der Landesregierung:
·
Die Region in ihrer Ablehnung eines
Atommüllendlagers in der Schachtanlage Konrad in Salzgitter zu unterstützen.
·
Den Antrag von BUND, NABU transparent, zügig
und schneller als angekündigt zu bearbeiten und zu entscheiden.
·
Bei der Atomaufsichtsbehörde des Bundes die
Forderung nach einem sofortigen Baustopp zu unterstützen, um im laufenden
Antragsverfahren keine weiteren Tatsachen zu schaffen.
·
Gegenüber der Bundesregierung Missfallen
darüber auszudrücken, dass die zuständige Umweltministerin Lemke nicht zu Gesprächen
mit dem Bündnis in Salzgitter bereit ist.
Vor
diesem Hintergrund fordern wir als Region von der Bundesregierung:
·
Alle schwach- und mittelradioaktiven bzw.
nicht oder nur schwach wärmeentwickelnde Abfälle in das
Standortauswahlverfahren für hochradioaktiven Atommüll einzubeziehen oder
umgehend ein getrenntes, aber inhaltlich ähnliches Standortauswahlverfahren für
schwach- und mittelradioaktive bzw. nicht oder nur schwach wärmeentwickelnde
Abfälle zu beginnen.
·
Die Arbeiten in Schacht Konrad zu stoppen
und die für den weiteren Ausbau vorgesehenen finanziellen Mittel für eine
transparente und partizipative Standortsuche auch für alle schwach- und
mittelradioaktiven Abfälle zu verwenden.
·
Die Berücksichtigung einer Option der
Rückholbarkeit sämtlichen zu lagernden Atommülls.
·
Umgehend die Bundesumweltministerin nach
Salzgitter zu entsenden, um sich mit den Positionen des Bündnisses „Salzgitter
gegen Konrad" und der Stadt Salzgitter auseinanderzusetzen und für eine
Diskussion zur Verfügung zu stehen.
Aus
der Befürchtung heraus, bei einer Neubewertung Schacht Konrad als Endlager
aufgeben zu müssen und aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse in der
Atommüllentsorgungspolitik mit leeren Händen dazustehen, wird an dem
Atommüllprojekt festgehalten. Das können wir nicht hinnehmen. Wir sehen uns als
kommunale Vertreterinnen und Vertreter der Region in der Verantwortung vor den
nachfolgenden Generationen, die nach heutigem Wissen bestmögliche Lösung für
die Lagerung der strahlenden Abfälle über eine Million Jahre zu suchen, statt
an einem völlig veralteten Projekt festzuhalten, nur weil es vor 20 Jahren
genehmigt wurde.
Vor
diesen Hintergründen bleiben wir auch bei unserer generellen Ablehnung der
Endlagerung von Atommüll in der Schachtanlage Konrad und bekennen uns zu einem
regional abgestimmten Vorgehen.
Wir werden unsere Einwohnerinnen und Einwohner aktuell über den Stand des Verfahrens unterrichten. Von den in der Region gewählten Bundestags- und Landtagsabgeordneten wird nachdrücklich erwartet, die vorab genannten Forderungen aktiv zu unterstützen, damit wir gemeinsam Schaden von unserer Region abwenden. Zudem werden die Hauptverwaltungsbeamten aufgefordert, in ihren Gremien der kommunalen Spitzenverbände in Land und Bund ebenfalls für diese Forderungen einzutreten."
Herr Samtgemeindebürgermeister Lohmann erinnert an den bereits 2015 vom Aktionsbündnis der IG Metall, der Arbeitsgemeinschaft Schaft Konrad, dem Landvolk Braunschweig und der Stadt Salzgitter formulierten Appell. Der Rat der Samtgemeinde Oderwald hat sich zum damaligen Zeitpunkt bereits angeschlossen.
Nach dem heutigen Stand der Technik scheidet Schacht Konrad als Lagerstätte für Atommüll aus. Im Sommer dieses Jahres gab es einen erneuten Aufruf des Oberbürgermeisters der Stadt Salzgitter, welcher der Landesregierung vorgelegt werden soll und welcher als Beschlussvorschlag dem Samtgemeinderat nunmehr zur Abstimmung vorgelegt wird.