Beschluss: einstimmig beschlossen

·         Die Samtgemeinde Oderwald gibt nachfolgend die gemeinsame Stellungnahme aller Mitgliedsgemeinden zum Nahverkehrsplan 2016 ab:

 

In der Mobilitätsuntersuchung der WVI aus dem Jahr 2010 wurden die Verkehrsströme im Großraum Braunschweig ermittelt. Bereits seinerzeit wurde festgestellt, dass es in der Samtgemeinde Oderwald bemerkenswerte Verkehrsbeziehungen (5.000 bis 9.999 Personenfahrten pro Tag in beide Richtungen (Nord-Süd) in der Kernwoche Dienstag bis Donnerstag) gibt.

 

In der näheren Betrachtung wird bei den Entwicklungs- und Verbesserungspotentialen zwischen dem SPNV und dem ÖSPV differenziert.

 

Der SPNV auf dem Samtgemeindegebiet wird ausschließlich durch die Bahnlinien RB 42 und 43 auf dem Streckennetz Braunschweig – Wolfenbüttel – Vienenburg/Bad Harzburg – Goslar abgedeckt. Beide RB-Linien sind ein wichtiges Element der o.g. Bedienungsebene 1 und derzeit mit einem Stundentakt versehen.

 

Durch den Fahrplanwechsel im Dezember 2014 und der Übernahme durch den neuen Betreiber Erixx sind folgende Defizite zu verzeichnen:

 

Auf dem Abschnitt Schladen –Börßum – Wolfenbüttel spielt die Schülerbeförderung eine bedeutende Rolle. Seit dem o.g. Fahrplanwechsel fahren nur noch die Taktzüge, so dass in der Relation (Goslar – Vienenburg –) Schladen – Börßum – Wolfenbüttel – Braunschweig der frühere Zug um 06:27 Uhr ab Goslar, bzw. 06:50 Uhr ab Schladen und 06:54 Uhr ab Börßum nicht mehr zur Verfügung steht. Dadurch entstehen Probleme bei der Schülerbeförderung von Börßum nach Wolfenbüttel und Braunschweig, und auch für die übrigen Fahrgäste sind damit Nachteile verbunden.

Die Einbindung eines zusätzlichen Zuges in der „fehlenden“ früheren Zeitlage wird dringend empfohlen.

 

Zu möglichen Neuausrichtungen bzw. Verbesserungsmöglichkeiten im ÖSPV wird nachfolgend Bezug genommen:

 

 

Buslinie Börßum (Bahnhof) – Bornum – Kissenbrück – Neindorf – Wolfenbüttel

 

Auf dieser Relation fährt die Buslinie 751 der Verkehrsbetriebe Bachstein von Montag bis Freitag zweistündlich. Das Angebot wird auf dem Abschnitt Kissenbrück – Wolfenbüttel durch die Linie 756 ergänzt; die Linien haben aber nach Wolfenbüttel unterschiedliche Linienwege (751 über Hedwigsburg, Ohrum; 756 über Neindorf, Klein Denkte). Samstags ist das Angebot stark eingeschränkt und wird auch mit Linien- und Anruf-Sammeltaxen durchgeführt. Auch hier ergänzen sich die Linien 751 und 756, stellen aber nicht eine Achsenbedienung in dem Umfang sicher, wie sie auf RegioBussen vorgesehen ist.

An Sonn und Feiertagen fahren auf beiden Linien nur Anruf-Sammeltaxen.

Die Linie 751 fährt zwar auf dem Abschnitt Börßum – Kissenbrück – Wolfenbüttel räumlich parallel zur Schienenstrecke RB 42/43, tatsächlich handelt es sich aber nicht um einen Parallelverkehr, weil die Schienenverbindung zwischen Börßum und Wolfenbüttel keine Halte hat und für diese Orte eine Busbedienung erforderlich ist.

Um die Abendbedienung auf einen Angebotsumfang wie bei RegioBussen zu bringen, werden zusätzliche Fahrten empfohlen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass vorher genau zu überlegen ist, ob und wie die Angebote der Linien 751 und 756 besser koordiniert werden können. Da Börßum über eine Schienenanbindung verfügt, ist die Bedienung der übrigen Orte wichtiger; für Börßum wird eine Anbindung an den Bahnhof dringend empfohlen. Ferner ist eine Anbindung der Ortschaften mit östlicher Ausrichtung im Samtgemeindegebiet (Bornum, Achim, Kalme, Seinstedt) an den Schienenverkehr wichtig. Um einen Anschluss an die Züge Richtung Braunschweig bzw. Vienenburg zu realisieren, wäre auch hier eine kurze Taktfrequenz wünschenswert. Daneben könnte z.B. auch samtgemeindeübergreifend den Ortschaften Klein und Groß Biewende und Timmern eine Anbindung an die Schienenverbindung ermöglicht werden, so dass entweder in Börßum an die Bahn oder in Kissenbrück oder Remlingen an eine Buslinie der Anschluss hergestellt werden kann.

 

 

Problematischer stellt sich die ÖPNV-Anbindung - westlich des Oderwaldes -  in  den Gemeinden Flöthe und Cramme dar.

 

Dieser Teil der Samtgemeinde Oderwald verfügt nicht über eine ÖPNV-Verbindung zum zugeordneten Grundzentrum Börßum. Allerdings ist die dorthin gerichtete Mobilität sehr gering, so dass eine Busverbindung über Heiningen nach Börßum erfahrungsgemäß auch nicht nachgefragt wird.

 

Die Mobilität aus Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme ist stark auf Salzgitter und (aus Cramme) noch stärker auf Wolfenbüttel ausgerichtet. Die Verbindung nach Salzgitter-Lebenstedt wird über die Buslinie 607 der KVG Braunschweig von Klein Flöthe über Cramme nach Salzgitter-Lebenstedt bzw. Wolfenbüttel abgewickelt. Die Linie bietet hauptsächlich Fahrten zwischen Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme und Salzgitter-Lebenstedt. In Wolfenbüttel-Leinde haben diese Fahrten Anschluss an die RegioBus-Linie 630 von/nach Wolfenbüttel, so dass die Kreisstadt mit kurzer Umsteigezeit zu erreichen ist. Über einige direkte Fahrten und diese Verknüpfung wird von Montag bis Freitag auch die Schülerbeförderung von/nach Wolfenbüttel sichergestellt.

Samstags werden ausschließlich Anruf-Linientaxi-Fahrten zwischen Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme und Salzgitter-Lebenstedt durchgeführt, die in Wolfenbüttel-Leinde mit der RegioBus-Linie 630 verknüpft sind. An Sonn- und Feiertagen gibt es auf der Linie 607 keinen Verkehr.

 

Sinnvoll erscheint eine bessere Anbindung an Wolfenbüttel und an Salzgitter-Bad, da 80 % der Flöther Einwohner Ärzte in Salzgitter-Bad konsultieren und im II. Quartal 2015 der erste größere Nahversorger in Flachstöckheim eröffnet hat.

Die Verbindung von Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme erfolgt derzeit mit der Linie 607 über der Umsteigeverbindung in Leinde mit den Linien 603 und 631 nach Salzgitter-Bad, dies ist natürlich mit erheblichen Fahrzeiten verbunden.

Eine geänderte Linienführung der Linie 603 könnte die Orte Leinde, Cramme, Lobmachtersen, Flachstöckheim, Groß Flöthe, Klein Flöthe und Ohlendorf nach Salzgitter-Bad verbinden. Wobei die Linie 631 von Salzgitter-Bad nach Braunschweig alle B 248 – Orte mit erfasst.

 

Für die Kunden am besten wäre eine direkte Verbindung nach Salzgitter-Bad, die allerdings höhere Kosten verursachen würde.

 

Ø Unbedingt sollte für die gewünschte Wolfenbüttel-Anbindung das Einbeziehen Crammes – und wenn möglich, auch Klein- und Groß Flöthes – in die (bisher nur über den Nachbar- und Umsteigeort Leinde mögliche) Fahrtroute der Linie 630 von Salzgitter-Lebenstedt nach Wolfenbüttel angestrebt werden.

Ø Insofern wird dem Hinweis des Nahverkehrsplanentwurfes auf Seite 205, letzter Satz: „Weitere Umwege sollten nicht erfolgen.“ entschieden widersprochen. Die bisherige Abtrennung der drei Ortschaften Cramme, Klein- und Groß Flöthe zu wichtigen Mittelzentren kann langfristig nicht mehr akzeptiert werden. Sollte, wie im Entwurf auf Seite 205 angesprochen, das Fahren dieser Schleife tatsächlich als nicht mehr zumutbare Fahrzeit-Verlängerung für andere Nutzer angesehen werden, sollte ein moderner Nahverkehrsplanentwurf zumindest eine Zubringerroute vorstehen/anstreben. (Hierfür kämen z.B. Kleinbusse oder Anruf-Linientaxis in Frage).

Ø Mit dieser gewünschten geringfügigen Routenverschiebung wäre gleichfalls eine Anbindung an Braunschweig über Barum gegeben.

Ø In Barum sollte langfristig die Reaktivierung des Bahnhofs überlegt werden (Bahnstrecke Zug RB 46 a Seesen-Salzgitter-Bad-Braunschweig – inklusive Anbindung an den für Pendler wichtigen Zug RB 35 nach Wolfsburg)

 

Der Landkreis Wolfenbüttel „profitiert“ derzeit dadurch, dass die Stadt Salzgitter die Linien 603 und 607 gegenüber der KVG Braunschweig finanziert. Es wäre wünschenswert, wenn der Landkreis Wolfenbüttel, gemeinsam mit der Stadt Salzgitter über eine bessere Anbindung des Bereichs Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme an Salzgitter zu sprechen und auch eine Finanzierung zu prüfen. Außerdem wird empfohlen, in diesem Zusammenhang über die Schülerbeförderung von Wolfenbüttel nach Klein Flöthe, Groß Flöthe und Cramme am Nachmittag zu sprechen, um die Busbedienung zu verbessern.

 

Ferner wird eine Ausweitung der Bedienung nach Wolfenbüttel und Salzgitter-Lebenstedt an den Verkehrstagen von Montag bis Freitag, und vor allem samstags und an Sonn- und Feiertagen empfohlen. Das könnte an den Wochenenden durch Anruf-Linientaxi- oder Anrufbusfahrten erfolgen.

Vor allem samstags sind einige zusätzliche Fahrten auf der Linie 607 zwischen Klein Flöthe und Leinde sinnvoll, um durch Anschlüsse an die RegioBus-Linie 630 Verbindungen aus/nach Wolfenbüttel zu ermöglichen. Sonntags sollte eine Grundbedienung erfolgen. Gemeinsam mit der Stadt Salzgitter und der KVG könnte geprüft werden, ob einzelne ALT- oder Anrufbusfahrten der Linie 607 bis Salzgitter-Lebenstedt oder bis Wolfenbüttel verlängert werden.

 

Im Zusammenhang mit der Nahverkehrsplanung sollten auch die Tarifgebiete entflochten werden; so ist beispielsweise eine extra Tarifzone wie für das Gebiet von Cramme und Flöthe im Sinne einer klaren und gut strukturierten Verkehrsplanung nicht mehr hinnehmbar.

 


Herr Samtgemeindebürgermeister Lohmann erläutert die von der Verwaltung ausgearbeitete Stellungnahme und merkt an, dass die SPD-Fraktion sowie die Gemeinde Flöthe am heutigen Tage noch Ergänzungswünsche zu der ausgearbeiteten Stellungnahme vorgelegt haben. Diese wurde den Ratsmitgliedern als Tischvorlage zur Verfügung gestellt. Der Samtgemeindeausschuss hat sich heute einstimmig dafür ausgesprochen, die vorliegende Stellungnahme mit den vorliegenden Änderungswünschen abzugeben.

 

Ratsfrau Fahlbusch begrüßt es, dass eine gemeinsame Stellungnahme aller Mitgliedsgemeinden abgegeben werden soll. Dieses ist sicherlich wirkungsvoller. Sie erläutert die von der SPD-Fraktion eingereichten Änderungs- und Ergänzungswünsche zur vorliegenden Stellungnahme. Sie merkt an, dass dort auch die Belange des Gemeinderates Cramme (auch der CDU-Fraktion) mit eingeflossen sind.

 

Ohne weiterte Aussprache fasst der Rat der Samtgemeinde Oderwald folgenden einstimmigen Beschluss: